Retos Story - April 2020

Reto
Logistiker

Du wurdest vom Zivilschutz aufgeboten, um während der Coronakrise in einem Altersheim auszuhelfen. Was erlebst du gerade?

Eine ausserordentliche Situation! Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal wegen eines vom Bundesrat verordneten Ausnahmezustandes aufgeboten werde. Das galt bisher als extrem unwahrscheinlich.
Es war ein komisches Gefühl, als Soldat (meine Bezeichnung ist Betreuungssoldat) in Uniform ins Altersheim geschickt zu werden. Im Altersheim ist die Stimmung angespannt. Das Personal hat grosse Angst vor einer hohen Anzahl Sterbender, sollte der Virus sich im Heim breit machen. Die Bewohner scheinen mir langsam unruhig zu sein, da sie ihre Familie nicht sehen oder das Gelände nicht verlassen dürfen.

Meine Aufgabe hier ist es, das Personal zu entlasten, indem ich einfache Aufgaben übernehme und das Altersheim bewache. Besonders das Bewachen ist mühsam, da es leider Leute gibt, die kein Verständnis für das Betretungsverbot des Geländes aufbringen.

Was mich beschäftigt?
Die vielen Leute, welche momentan um ihre Existenz fürchten müssen. Kaum vorstellbar, welche langfristigen Folgen diese Krise mit sich bringen wird.

2020 wird definitiv in die Geschichtsbücher eingehen. 

Ich frage mich, ob wir danach einfach so weiter machen können wie bisher. Und viel wichtiger, sollten wir so weiter machen wie bisher?

Die Krise hat gezeigt, welche Berufe wirklich essenziell für unsere Gesellschaft sind. Es liegt jetzt an uns, diesen Leuten denn Rücken zu stärken, auch nach der Krise. Um eine Krankenschwester zu zitieren: „Klatschen ist gut, anständige Löhne und faire Arbeitsbedingungen sind besser.“

Worauf ich mich freue, wenn die Krise vorbei ist?
Menschen umarmen! Ein Bier im Pub mit Freunden. Hätte nie gedacht, wie ich das vermissen würde. Auch die Theaterproben fehlen mir extrem. Einfach gesagt, ich freue mich auf Kontakt mit Menschen, ohne dass ein Computer Bildschirm zwischen uns ist.