Laras Story - Mai 2020

Lara
Produktionsleiterin

Du arbeitest im Kulturbereich als Produktionsleiterin. Wie hat sich deine Arbeit durch die Coronakrise verändert?

Bei uns hat sich einiges geändert. Zuerst einmal haben wir sehr viel Zeit damit verbracht, unsere Veranstaltungen zu verschieben oder abzusagen. Einerseits wurden die Verschiebungen und Absagen relativ entspannt aufgenommen, da alle Beteiligten wussten, dass alles nur ein Aufschub ist. Es musste niemandem erklärt werden, warum die Veranstaltung abgesagt wird. Andererseits haben wir sehr schnell gemerkt, wie gross die Herausforderung ist, überhaupt Ersatztermine zu finden. Die Häuser haben nur noch wenige Termine frei, gerade weil viele Veranstaltungen in den Herbst und ins nächste Jahr verschoben werden mussten. Und auch die Künstler*innen selber haben dadurch einen vollen Terminkalender.

Das hat uns natürlich schon ein wenig zum Nachdenken gebracht. Es wurde uns bewusst, dass es, sobald wir wieder veranstalten können, ein totales Überangebot geben wird.

Spontan haben wir im April ein neues Projekt gestartet: Wir lancierten eine Spendenaktion um Geld für Personen aus der Comedyszene zu sammeln.

Die Initiative heisst: chopfkino.online. Dafür haben wir in einem leeren Theater Comedians eine freie Bühne gegeben, sie ohne Publikum spielen lassen, ihre Performance aufgenommen und danach auf youtube geteilt.

Was mich bedrückt?
Ich habe viele Personen in meinem Arbeitsumfeld, die momentan kein Geld verdienen, weils sie gar nicht arbeiten können und als Selbständige im Kulturbereich vor grossen Problemen stehen. Diese Geschichten beschäftigen mich momentan am meisten.

Persönlich bedrückt mich, dass ich meine Freunde und vor allem meine Familie wenig bis gar nicht sehen kann, und wenn ich sie sehen kann, dann nur mit Abstand. Es wurde mir erst jetzt so richtig bewusst, wie oft ich Menschen getroffen und umarmt habe – und das fehlt mir.

Aus der Coronakrise nehme ich eine unerwartete Erfahrung mit.
In den letzten Jahren war ich jobbedingt sehr viel auch abends unterwegs und hatte immer etwas zu tun. Die vielen freien Abende haben mich zuerst ziemlich überfordert. Ich musste lernen mit mir selber etwas anzufangen, was mir am Anfang nicht leichtfiel. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und geniesse die freien Abende und die Wochenenden, an denen ich aufwache und einen leeren Tag mit viel Zeit vor mir habe. Ich hoffe, ich kann nach der Krise ein bisschen etwas davon mitnehmen.

Worauf freust du dich am meisten, wenn die Krise vorbei ist?
Darauf, meine Familie zu umarmen.